Mit dem Z 28-400 mm 1:4-8 VR hat Nikon das Objektivprogramm für das Z-Bajonett um ein weiteres Superzoom-Objektiv ergänzt. Wie schon bei den kompakten Super-Teleobjektiven verfolgt Nikon auch hier die Strategie, keinen direkten Nachfolger für ein F-Bajonett-Objektiv zu bringen, sondern jeweils einen etwas anderen Brennweitenbereich. Mit einem 14,2-fachen Zoombereich bietet es eine deutlich größere Telebrennweite als das für Spiegelreflexkameras konstruierte Nikon AF-S 28-300 mm 1:3,5-5,6 VR, dafür ist die Lichtstärke allerdings geringer.
Abbildungsqualität
Superzoom-Objektive haben bei vielen Fotointeressierten keinen guten Ruf, da sie oft mit schlechter Abbildungsqualität bei geringer Lichtstärke gleich gesetzt werden. Tatsächlich hat sich jedoch die Qualität der Objektive in den letzten Jahren erheblich verbessert. Anhand der folgenden MTF-Diagramme (MTF = Modulationstransferfunktion) kann man erkennen, dass die Abbildungsqualität des Nikon Z 28-400 mm 1:4-8 VR bei maximaler Brennweite gegenüber dem Nikon AF-S 28-300VR deutlich gesteigert wurde, obwohl das Nikon AF-S 28-300 mm bereits zu den besseren Superzoom-Objektiven gehört.
Focus Breathing und Abbildungsmaßstab
Ein großer Nachteil des Nikon AF-S 28-300 VR ist für mich jedoch die starke Brennweitenverkürzung im Nahbereich, auch Focus Breathing genannt. Früher wurden die meisten Superzoom-Objektive so konstruiert, dass sie auch bei maximaler Brennweite eine möglichst kurze Aufnahmeentfernung erreichen. Mit dem Nikon AF-S 28-300 mm sind so über den gesamten Zoombereich Aufnahmen in 50 cm Entfernung möglich, bei maximaler Brennweite beträgt der größte Abbildungsmaßstab 1:3,2.
Wenn man bedenkt, dass das Nikon AF-S 70-300 mm F4.5-5.6 VR fast denselben Abbildungsmaßstab bei einer Entfernung von 1,5 Metern erreicht, wird schnell klar, dass die Brennweite beim AF-S 28-300 mm erheblich geringer sein muss. Tatsächlich beträgt die reale Brennweite an der Naheinstellgrenze nur noch etwas mehr als 150 mm, bereits bei einer Entfernung von 1,7 Metern sind es etwa 200 mm. Wie das in der Praxis aussieht, kann man gut in dem Video von Ricci Chera sehen, in dem er das Nikon AF-S 28-300 mm mit dem Nikon Z 24-200 mm 1:4-6,3 VR vergleicht.
Da das Z 24-200 mm fast kein Focus Breathing hat, bleibt die maximale Brennweite über den gesamten Entfernungsbereich tatsächlich bei ungefähr 200 mm. Daher kann man Motive in einer Entfernung zwischen 70 und 150 cm mit dem Nikon Z 24-200 mm 1:4-6,3 VR größer abbilden, als mit dem Nikon AF-S 28-300 mm 1:3,5-5,6 VR.
Auch beim Nikon Z 28-400 mm 1:4-8 VR ist das Focus Breathing gering, denn bei maximaler Brennweite erreicht man bei der minimalen Aufnahmeentfernung von 1,2 Metern einen Abbildungsmaßstab von etwa 1:3.
Ein Vorteil des Nikon Z 28-400 mm ist aber die kürzeste Aufnahmedistanz von 20 cm bei 28mm Brennweite, bei der man einen Abbildungsmaßstab von 1:2,8 erreicht. Der Abstand von der Frontlinse beträgt dann nur noch knapp 2 cm. Beim Nikon AF-S 28-300 VR und auch beim Nikon Z 24-200 mm 1:4-6,3 VR beträgt die mögliche Entfernung von der Sensorebene bei maximalem Weitwinkel mindestens 50 cm. Hier ist man also von der Perspektive her etwas eingeschränkt.
Lichtstärke
Das Nikon Z 28-400 mm 1:4-8 VR deckt durch den großen Zoombereich und dem guten Abbildungsmaßstab im Weitwinkel- und Telebereich viele Aufnahmesituationen ab. Es bleibt allerdings der Nachteil der geringen Lichtstärke, denn die Anfangsöffnung von 1:4 nimmt beim Zoomen schnell ab, so dass schon ab 200mm nur noch eine Offenblende von 1:8 erreicht wird. Hier bekommt man also um 2/3 Blendenstufen weniger Licht als mit dem Nikon Z 24-200 mm 1:4-6,3 VR. Für bewegte Motive bei wenig Licht und für Aufnahmen mit möglichst unscharfem Hintergrund ist das Nikon Z 28-400 mm 1:4-8 VR daher weniger gut geeignet.
Objektiv-Kombinationen
Es ist seit vielen Jahren üblich, ein Standard-Zoomobjektiv wie beispielsweise das Nikon Z 24-120 mm 1:4 S mit einem Tele-Zoomobjektiv zu kombinieren, so dass man einen großen Brennweitenbereich mit akzeptabler Lichtstärke abdeckt.
Da das Nikon Z 28-400 mm für ein Objektiv mit 400mm Brennweite sehr kompakt und mit 725 g auch sehr leicht ist, gibt es nun eine weitere Option, nämlich das Superzoom-Objektiv mit einem oder mehreren lichtstarken Objektiven zu kombinieren. So ist die Ausrüstung insgesamt relativ leicht, deckt einen großen Brennweitenbereich ab und bietet außerdem die Möglichkeit bei Bedarf mit großen Blendenöffnungen zu fotografieren.
Im folgenden habe ich als Beispiel einige Objektivkombinationen zusammengestellt.
Um einen Bereich bis 400 mm Brennweite abzudecken, ist das Nikon Z 100–400 mm 1:4,5–5,6 VR S eine der besten Optionen. Zusammen mit dem Nikon Z 24-120 mm 1:4 S kommt man auf ein Gewicht von 1.985 g bei einem Preis von über 3.500 Euro.
Nikon Z 24-120 mm 1:4 S | 630 g | ca. 1.125,- Euro |
Nikon Z 100–400 mm 1:4,5–5,6 VR S | 1.355 g | ca. 2.500,- Euro |
Summe | 1.985 g | ca. 3.625,- Euro |
Wenn man beispielsweise regelmäßig Hallensport fotografiert, würde sich als Ergänzung zum Z 28-400 mm 1:4-8 VR beispielsweise das Nikon Z 70-180 mm 1:2,8 anbieten. Das Gesamtgewicht liegt dann bei 1520 g.
Nikon Z 28-400 mm 1:4-8 VR | 725 g | ca. 1550,- Euro |
Nikon Z 70-180 mm 1:2,8 | 795 g | ca. 1225,- Euro |
Summe | 1.520 g | ca. 2.775,- Euro |
Liegt ein Schwerpunkt bei der Portrait- oder Street-Fotografie kämen zum Beispiel das Nikon Z 85 mm 1:1,8 S und das Nikon Z 40 mm 1:2 als Ergänzung in Betracht. Mit insgesamt 1.365 Gramm ist diese Kombination in etwa so schwer wie das Nikon Z 100–400 mm 1:4,5–5,6 VR S allein ohne Stativfuß.
Nikon Z 28-400 mm 1:4-8 VR | 725 g | ca. 1550,- Euro |
Nikon Z 85 mm 1:1,8 S | 470 g | ca. 800,- Euro |
Nikon Z 40 mm 1:2 | 170 g | ca. 260,- Euro |
Summe | 1.365 g | ca. 2.610,- Euro |
Wenn als maximale Brennweite 300 mm ausreichen, könnte man auch das neue Tamron 28-75mm F/2.8 Di III VXD G2 mit dem Tamron 70-300mm F/4.5-6.3 Di III RXD kombinieren. Diese Kombination ist zwar etwas schwerer als das Z 28-400 mm 1:4-8 VR, bietet aber dafür bei jeder Brennweite eine um ein bis zwei Blendenstufen bessere Lichtstärke.
Tamron 28-75mm F/2.8 Di III VXD G2 | 550 g | ca. 950,- Euro |
Tamron 70-300mm F/4.5-6.3 Di III RXD | 580 g | ca. 600,- Euro |
Summe | 1.130 g | ca. 1550,- Euro |
Fazit
Das Nikon Z 28-400 mm 1:4-8 VR ist ein besonders interessantes Objektiv, wenn man bei möglichst geringem Gewicht eine Brennweite von 400 mm erreichen will oder einen besonders großen Brennweitenbereich ohne Objektivwechsel abdecken möchte. Um auch Fotosituation meistern zu können, bei denen eine größere Offenblende benötigt wird, kann der Objektivpark mit lichtstarken Objektiven ergänzt werden, ohne dass die Ausrüstung insgesamt zu schwer wird.
Wird die maximale Telebrennweite nicht benötigt, ist die Kombination von zwei lichtstärkeren Zoomobjektiven wie beispielsweise das Tamron 28-75mm F/2.8 Di III VXD G2 mit dem Tamron 70-300mm F/4.5-6.3 Di III RXD oft die bessere Wahl. Grundsätzlich sehe ich es aber sehr positiv, dass Nikon mit dem Z 28-400 mm 1:4-8 VR eine neue Alternative anbietet.