Die Nikon Z 9 löst als neues Top-Modell der spiegellose Systemkameras die professionelle Spiegelreflexkamera Nikon D6 ab. Laut Nikon ist die Z9 genauso robust wie die D6, aber rund 20 % kleiner und mit 1340 Gramm inklusive Speicherkarte und Akku etwa 100 Gramm leichter. Das Gehäuse besteht aus einer Magnesiumlegierung und ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet.
Wie bei großen Profi-Kameras üblich, sind die wichtigsten Bedienelemente für Quer- und Hochformataufnahmen doppelt vorhanden. Auf der Oberseite befindet sich links vom Sucher der von den Nikon-DSLRs bekannte Tasten-Block, der unter anderem das PASM-Rad ersetzt, und das Einstellrad für Serienbildaufnahmen. Rechts gibt ein relativ großes Info-Display, das auch bei ausgeschalteter Kamera die verbleibenden Aufnahmen auf der Speicherkarte anzeigt. Für das Arbeiten im Dunkeln sind die Knöpfe auf der Ober- und Rückseite und das Display beleuchtet. An der Vorderseite befinden sich drei programmierbare Tasten Fn1-3 und eine von den Spiegelreflexkameras bekannte AF-Modustaste, die das Anpassen von AF-Modus und AF-Messfeldsteuerung während der Sucheraufnahme erleichtert.
Herzstück der Kamera ist der völlig neu entwickelte Stacked BSI-CMOS-Sensor, also ein rückwärtig belichteter Sensor ohne Tiefpassfilter, bei dem die AD-Wandler samt DRAM-Zwischenspeicher direkt im Sensor integriert sind. Dadurch wird eine bei Kleinbildkameras bisher unerreichte Scanrate von 120 Hz möglich, der komplette Sensor wird also in nur 8,3 Millisekunden ausgelesen. Konsequenterweise hat Nikon bei der Z 9 komplett auf einen mechanischen Verschluss verzichtet. Stattdessen sitzt vor dem Sensor nur ein Schutzvorhang, der beim Ausschalten geschlossen wird und so den Sensor beim Objektivwechsel vor Staub und Schmutz schützt. Die Blitzsynchronzeit beträgt wie gewohnt eine 1/250 Sekunde, der elektronische Verschluss erlaubt jedoch Belichtungszeiten bis zu 1/32.000 Sekunde. Highspeed-Blitzen ist mit bis zu 1/8.000 Sekunde möglich. Der Sensor ist zur Bildstabilisierung beweglich gelagert und ermöglicht bis zu 5,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten. In Kombination mit bildstabilisierten Objektiven sollen sogar bis zu sechs Blendenstufen möglich sein. Bei ausgeschalteter Kamera wird der Sensor übrigens fixiert, so dass Beschädigungen beim Transport vermieden werden.
Wie bei der Z7 und der Z7 II beträgt die Auflösung 45,7 Megapixel und die Empfindlichkeit reicht von ISO 64 bis 25.600 und lässt sich nach unten auf ISO 32 und nach oben auf ISO 102.400 erweitern. Da es bei der Z 9 weder ein mechanisches Auslösegeräusch noch eine Dunkelphase gibt, bietet die Kamera verschiedene Optionen, das Auslösen für den Fotografen bemerkbar zu machen. Neben einem in synthetischen Verschlussgeräusch in drei Lautstärken und zwei Tonhöhen gibt drei Optionen zur optischen Anzeige: Die Bildaufnahme kann wahlweise durch ein kurzes Schwarzbild, vier Linien am Bildrand oder zwei graue Streifen rechts und links angezeigt werden.
Das Livebild wird mit 120 Bildern pro Sekunde generiert – und zwar unabhängig davon, ob die Kamera gerade fokussiert oder Serienbilder aufnimmt. Das wird durch den besonders leistungsfähigen Expeed 7-Bildprozessor möglich, der etwa zehnmal schneller ist als der Expeed 6. Dank der sogenannten Dual-Stream-Technologie können zwei Datenströme gleichzeitig verarbeitet werden. So geht ein Datenstrom zum Bildprozessor, der sich um den Autofokus und die Bildaufnahme kümmert, während völlig unabhängig davon die Daten für den Sucher aufbereitet werden.
Die Sucherauflösung ist mit 3,69 Millionen identisch zur Z 6II und Z 7II, der EVF der Z 9 bietet allerdings mit bis zu 3000 Nits eine deutlich höhere Sucherhelligkeit. Somit soll das Sucherbild auch bei Sonnenschein annähernd so hell sein, wie in einem Spiegelreflexsucher. Beim rückwärtigen 3,2 Zoll großen Touchscreen mit einer Auflösung von 2,1 Millionen Bildpunkten, kommt eine neue Schwenkmechanik zum Einsatz. Der Bildschirm lässt sich nicht nur um 90 Grad nach oben und 45 Grad nach unten kippen, sondern auch um 90 Grad zur Seite – und zwar so, dass er hinter der Kamera bleibt und bei Verwendung des Hochformatgriffs nach oben zeigt.
RAW-Aufnahmen werden generell mit 14 Bit Farbtiefe abgespeichert, Nikon verzichtet allerdings auf ein unkomprimiertes Dateiformat, da es gegenüber der verlustfreien Kompression keinen Vorteil bietet. Neu sind zwei verlustbehaftete Raw-Formate (high efficiency mode), die die Daten ohne sichtbaren Qualitätsverlust auf die ½ bzw. ⅓ der unkomprimierten Größe zusammenschrumpfen. Serienbilder kann die Nikon Z 9 im JPEG-Format in reduzierter Auflösung mit etwa 11 Megapixel bis zu 120 Bilder pro Sekunde aufnehmen. Bei voller Auflösung sind es 30 B/s und im RAW-Format maximal 20 B/s.
Die Nikon Z 9 verfügt über zwei CFexpress-Speicherkartenschächte, die beide auch mit XQD-Karten bestückt werden können. Es ist allerdings sinnvoll, möglichst schnelle Speicherkarten zu verwenden, denn die Anzahl der möglichen Serienaufnahmen hängt neben der Art der Komprimierung besonders von der verwendeten Speicherkarte ab. Mit einer relativ langsamen XQD-Karte (440 MB/s) sind bei verlustfreier Kompression und 20 Bildern pro Sekunde lediglich 33 Aufnahmen am Stück möglich. In den High-Efficiency-Modi sind es etwa 50 bzw. 80 Fotos. Wird hingegen eine schnelle CFexpress mit einer Schreibrate von 1500 MB/s eingesetzt, sind mit dem kleinsten Datenformat über 1000 Aufnahmen am Stück möglich.
Der Autofokus arbeitet mit 493 Phasen-AF-Punkten, die über die gesamte Sensorfläche verteilt sind. Die Kamera ist in der Lage automatisch neun verschiedene Arten von Motiven zu erkennen, darunter Autos, Motorräder, Fahrräder, Züge und Flugzeuge. Bei Hunden, Katzen, Vögeln und natürlich auch bei Menschen werden je nach Abbildungsgröße die Augen, der Kopf oder der ganze Körper erkannt.
Videoaufnahmen können mit der Nikon Z 9 intern auf der Speicherkarte bei 10-Bit Farbtiefe mit H.264- oder H.265-Kompression oder wahlweise als ProRes 422 HQ gespeichert werden. 8K-Videos mit 30 Bildern pro Sekunde können 125 Minuten am Stück aufgezeichnet werden, ohne dass die Kamera überhitzt. 4K-Aufnahmen sind mit 120 Bildern pro Sekunde möglich. Mit einem Firmwareupdate, das voraussichtlich im Frühjahr 2022 kommt, werden 8K-Videos sogar mit 60 fps möglich sein.
Die Nikon Z 9 besitzt ein eingebautes GPS, funkt drahtlos mit Bluetooth sowie Wi-Fi 6 auf 2,4 und 5 GHz und besitzt eine Stereomikrofon-Klinkenbuchse mit abschaltbarer Spannungsversorgung, eine Kopfhörer-Klinkenbuchse, eine Ethernet-Schnittstelle (1000Base-T) und einen großen HDMI-A-Anschluss. An der Vorderseite befindet sich der bekannte 10-polige Zubehöranschluss, an der sich unter anderem die Funkfernsteuerung WR-R11a verwenden lässt. Damit kann per Funk das Nikon SB-5000 Blitzgerät gesteuert oder die Kameras ausgelöst werden.
Der neue Akku vom Typ EN-EL18d hat mit 36 Wh über 30% mehr Energie als der Vorgängertyp EN-EL18c. Ältere EN-EL18-Akkus, auch die Subtypen a-c, können in der Nikon Z 9 weiterhin verwendet werden, das Laden in der Kamera funktioniert aber erst ab dem Typ b. Die Stromversorgung während des Betriebs ist über die USB-C-Buchse ebenfalls möglich. Das neue kompaktes Ladegerät MH-33 mit einem Ladeschacht gehört zum Lieferumfang der Nikon Z 9, ist aber ausschließlich für den neuen Akku EN-EL18d geeignet.
externe Links zur Nikon Z 9:
> Info auf der Nikon Website
> Nikon Broschüre (pdf 7,3 MB)